Luppenau

Luppe - Expedition am Karfreitag (zur Nachahmung nicht zu empfehlen)
SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Mai 2010
Autor: Ilja Bakkal
Am späten Vormittag legte ein mit drei jungen Männern und dem Berichterstatter besetztes Kanu von der Lössener Brücke ab. „Es dauert nicht lange!“ riefen sie der winkenden Mutter zu und entfernten sich mit kräftigen Schlägen in Richtung Löpitz. Kaum waren die Häuser des Heimatdorfes entschwunden, behinderten die ersten querliegenden Bäume die Weiterfahrt. Ich wäre umgekehrt. Aber der Skipper passierte gekonnt eine schmale Durchfahrt, um gleich darauf auf einem Ast festzusitzen. Mit Ziehen und Stoßen ging es weiter. In einer scharfen Rechtsbiegung mündete der Bach sprudelnd in die Luppe. Diese Querströmung musste zügig durchfahren werden, um nicht im Ufergestrüpp hängen zu bleiben. Es folgte ein ruhiger hindernisfreier Flussabschnitt. Zwei Enten flatterten schimpfend einige Meter weiter. Die Uferböschung zeigte zartes Grün. Der noch blattlose Wald wird an vielen Stellen bald ein dichtes Dach über dem Wasser bilden. Erinnerungen an den Paddelurlaub in Mecklenburg – Havelquellseen.

Dort, wo die Luppe dicht an der Tragarther Wiese vorbeiläuft, halfen weder Navigation noch Schwung: Umtragen! Weiter flussaufwärts kamen Sandbänke als neues Hindernis hinzu und Kombinationen von Sandbänken und umgestürzten Bäumen. GFK ist ein sehr strapazierfähiges Material. Dennoch verursachten die schabenden, knarrenden und quietschenden Geräusche bei Grundberührung Gänsehaut. Treideln - quellklar aber unangenehm kalt an den nackten Füßen. Wildschweine haben das Ufer zu beiden Seiten umgegraben. Kein guter Ort um Schiffbruch zu erleiden. Ein dümpelnder Staßenbegrenzungspfahl zeigte uns die nahe Zivilisation an, obwohl seine Verbringung von der Straße ins Wasser rein gar nichts mit Zivilisation zu tun hat. Wahrscheinlich leistet er seit dem Osterfeuer vor einem Jahr dem bemoosten Benzinkanister Gesellschaft. Der hat hier eigentlich auch nichts zu suchen. An dieser Stelle (Sandberg/Kastanienallee) war die Fahrt unweigerlich zu Ende. Das Wendemanöver gelang, obwohl das Boot für diesen verlandenden Bereich zu groß war. Flussabwärts gestaltete sich die Reise auch nicht komfortabler, die Hindernisse waren alle noch da. Ein paar Zentimeter mehr unter dem Kiel hätten den Spaß perfekt gemacht. „Im Sommer machen wir das noch einmal!“ Daraus wird nichts, Jungs. Wasserlinsen, jauchiger Gestank, tote Fische und ein niedriger Pegelstand werden dieses Naturparadies so leiden lassen, dass man es weder befahren möchte noch kann. Kurz vor Lössen entdeckten wir Steuerbord den trockenen Graben, der ursprünglich für den Abfluss des Wallendorfer Sees bestimmt war. Am Ufer knabberten zwei Nutrias rote Möhren, was uns sehr hungrig machte. So schnell ging es eben doch nicht.

Ilja Bakkal