Luppenau

.............Eine neue Funktion für die Luppe

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Februar 2011
Autor: Ilja Bakkal

In ferner Vergangenheit charakterisierten die Weiße Elster und die Luppe mit zahlreichen Kleingewässern die Auenlandschaft. Von ihnen gingen regelmäßige Überflutungen einschließlich etlicher katastrophaler Hochwasser aus. Die Gewässer hatten wesentliche Bedeutung für Fischfang, Transport und Mühlenbetrieb. Dieses, wie auch der Kleinabbau von Bodenschätzen, führte zu einer moderaten Veränderung  der Gewässerstruktur (Mühl- und Floßgräben, Restlöcher des Grubenbetriebes) seit dem 12 Jh.
Mit dem Ziel einer schnellen Hochwasserabführung entstand 1831/32 in Leipzig eine Flutrinne. Diese erste größere Regulierungsmaßnahme beeinflusste unsere Region nicht.
1934 wurde mit dem Bau einer in der Mitte der Aue verlaufenden Flutrinne begonnen. Die Elster behielt ab Schkeuditz ihr altes Flussbett. Bei Kleinliebenau floss das Wasser der Flutrinne mittels eines regulierbaren Auslassbauwerkes in die Luppe. Das ermöglichte bei Hochwasser die teilweise oder vollständige Ableitung des Wassers durch die weiter westlich normalerweise weitestgehend trockene Flutrinne.
1938 war der Bau in Sachsen fertiggestellt. Eine Fortsetzung in Richtung Kollenbey ruhte von 1943 bis 1947.
Der geplante Tagebau Merseburg- Ost  zwang zum Neubau der Flutrinne, mit umfangeichen Flussverlegungen, am Nordrand der Aue in den Jahren 1959 bis 1971. Die Elster läuft seitdem bis Döllnitz in der Flutrinne. Das Kleinliebenauer Auslassbauwerk ermöglichte eine Ableitung von bis zu 15 Kubikmeter/Sekunde in das Wildbett der Luppe. Nach einer Havarie, Mitte der 80er Jahre, die mit einer Bedrohungssituation für einige Luppeanlieger einherging, wurden zwei der drei Wehrdurchlässe mit Beton verschlossen.
Mit den verbleibenden 5 Kubikmetern /Sekunde begann die Luppe zu verlanden. (Im Gegensatz zur Literaturrecherche, hatte die im 16. Jh. erstmals urkundlich erwähnte und bereits  1974 stillgelegte Luppemühle in Wallendorf, deren heutige Bausubstanz aus dem 19.Jh. stammt, bereits in den 40er Jahren den Wasserantrieb eingestellt). Die mit dem Tagebaubetrieb einhergehende Absenkung des Grundwassers bewirkte eine weitere Austrocknung der Gewässer.
Nach der Beendigung  der Kohleförderung verblieb vorrangig die Luppe als natürlich wirkender Fluss, der jedoch mit dem vollständigen Verschluss des Kleinliebenauer Wehrs  1989 weiterhin verlandet , über weite Strecken zum stehenden Gewässer degradiert und zusätzlich durch kontaminierten Schlamm (u.a. Phenole), erhöhten Phosphatgehalt und Keime belastet ist. (Ausführliche Information:  Koch  S. Die Gewässer der Aue – von der Entstehung bis zur Gegenwart Seite 15-25  in Au(g)enblicke   Herausg.: Dr. Stadermann/AK Döllnitz, 2010)


Mit der vollständigen Schließung wurde eine Forderung der Naturschützer umgesetzt, die damit eine Ausschwemmung der Schadstoffe in den Auenwald verhindern wollten.
Die Nahle entspringt  dem Nordende des Elsterbeckens in Leipzig und kommuniziert über dieses mit der Luppe, der Weißen Elster, der Pleiße und  der Kleinen Luppe. Unweit vom Auensee mündet sie in die Luppe. Vor der Mündung befindet sich am westlichen Ufer das Nahleauslaufbauwerk, welches bei seiner Öffnung das Wasser in einen Polder, den bis zur Autobahn A9 reichenden Auenwald, entlässt. Hier, unmittelbar an der Autobahnbrücke  über die Neue Luppe (Flutrinne), befindet sich der etwa 100 Meter breite Überlauf des Polders. In der Nähe des Autobahnsees wird der den Polder südwestlich begrenzende Deich vom neu gebauten Luppeverschlussbauwerk  (Alte Luppe)unterbrochen.
Während des Hochwassers im Januar 2011 wurde in einer Akutsituation das Nahleauslaufbauwerk (Nahlewehr) am 9. Januar teilweise und am 14. Januar vollständig geöffnet, um am 16.Januar wieder geschlossen zu werden. Während dieser ersten Flutung seit dem Jahre 1954 ergossen sich Geschätzte 5 Millionen Kubikmeter in den Polder und entlasteten einen gefährdeten Deich. Nach Auffüllung des Polders strömte das Wasser beeindruckend über den Überlauf. Als dieser durch die Senkung des Wasserspiegels funktionslos geworden war, öffnete man am 21. Januar das Luppeverschlussbauwerk erst für einen, dann für zwei Kubikmeter/Sekunde. Somit soll die Entleerung des Polders durch die Luppe erfolgen, wobei die Ausflussmenge anhand ihrer Pegelstände reguliert wird.
Gerade am Beispiel der Flutung des Auenwaldes zeigt sich, mit welcher Nachhaltigkeit Hochwasserschutz betrieben werden muss. Immerhin wurde das Nahlewehr seit seiner Fertigstellung im Jahre 1960, erstmals für die Flutung des Polders geöffnet, was der Stadt Leipzig eine prekäre Situation erspart hat. Auch die Entlastung des Baches durch das THW (In Kreypau wurde über 14 Tage mit einer Kapazität von 15 Kubikmeter /Minute in die Saale gepumpt) hat die Situation um Tragarth, verglichen mit  dem Hochwasser im Spätsommer 2010, sichtbar entspannt.
Der Wiederanstieg des Grundwasserspiegels, nur teilweise limitiert durch den gesteuerten Wasserstand des Wallendorfer Sees, in Verbindung mit den Hochwasserereignissen sowie dem gestörten Abfluss des Oberflächenwassers der letzten Zeit, sollte zu einer Neubewertung der Bedeutung der Luppe einschließlich der angrenzenden Kleingewässer und oft funktionsgestörten Grabensysteme, mit entsprechenden Konsequenzen führen.
Ich danke Herrn Oberbrandmeister Martin Pochert  u.a. für die fachliche Beratung.

Ilja Bakkal