Luppenau

...........Kleine Storchengeschichte aus Tragarth
SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Juli 2012
Autor: Arnulf Ryssel

Im Frühjahr 2009 tauchte am Storchennest in Tragarth ein beringter Storch auf. Er hatte auch eine Partnerin. Obwohl viel geschnäbelt und geliebelt wurde, kam es nicht zu einer Brut. Der Storchenmann war 2006 als Nestling auf einem Horst in Mahlwinkel, Ohrekreis beringt worden. Er war 2009 also erst drei Jahre alt. Weil Störche in der Regel im vierten Lebensjahr geschlechtsreif werden, hatte es wohl deshalb nicht geklappt.


2010 war das Storchenpaar pünktlich aus dem Winterquartier zurückgekehrt. Nun zogen sie drei Jungstörche auf.
Im Jahre 2011 bezogen zwei unberingte Störche das Nest. Das beringte Männchen kam später und besiegte in einem langen Storchenkampf den Rivalen auf dem Storchennest und nahm "seine" Frau in Besitz. Es wurde gebrütet und vier Junge schlüpften. Nach dem Schlüpfen, als man die Jungen gut sehen konnte, waren ein recht großer und drei wesentlich kleinere Junge im Nest. Wohl einer vom ersten Männchen!?. Die Unterschiede haben sich mit der Zeit überwachsen. Einige Tage nach dem Ausfliegen verunglückte leider ein Jungvogel an einer schon früher kritisierten 20 KV-Leitung in der Flugschneise tödlich.

Die Storchenfreunde fragten sich nun, wie es wohl im Jahre 2012 weitergehen würde. Wieder besetzten zwei unberingte Störche das Nest.
Viele Störche überwintern schon in Spanien und haben einen kürzeren Zugweg. So kehren sie auch zeitiger zurück. Der beringte Horstbesitzer war im Winter wohl im südlichen Afrika, wie die bekannte Storchendame "Prinzesschen" aus Loburg und hatte so einen längeren Zugweg.
Storchenpaare fliegen nicht gemeinsam ins Winterquartier. Auch auf dem Heimzug fliegen sie in getrennten Schwärmen. Sie treffen sich erst auf dem Storchennest. Kommt keiner der Vögel zu Schaden, kann das Paar viele Jahre auf dem gleichen Horst brüten.
Das beringte Männchen kam wieder recht spät mit Getöse zurück und vertrieb beide unberingten Störche. Nach Tagen, an denen er keine Partnerin fand, verließ er auf Nimmerwiedersehen (?) das Storchennest.
Und was ist die Moral von der Geschieht? Es geht den Störchen wie den Menschen!
Arnulf Ryssel