Luppenau

                     Ein Abschied

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Januar 2013
Autor: Ilja Bakkal

„Nein, die Taschen müssen weg, hier sitzen die Engel!“   Die Vertreibung des Fotografen aus dem Paradies auf die andere Seite, vor die Höllenglut der Gasheizung – ein kleiner Seitenhieb des Pfarrers, weil seit nunmehr 6 Jahren der weihnachtliche Gottesdienst durch Blitzlicht gestört wird? Obwohl – man könnte es als Ersatz für den Kometen und die Sternschnuppen nehmen. Aber diese dramaturgische Neuerung wird Herr Pfarrer Richter nicht mehr umsetzen. Das Krippenspiel am Heiligen Abend des Jahres 2012 war das letzte in der Kirche zu Lössen, bevor seine Amtszeit im Sommer endet. Also noch kein Abschied, aber ein denkwürdiger Moment war es schon. Und für manchen Besucher der Kirche, der regelmäßig einmal im Jahr, in weihnachtlicher Stimmung diesen Weg findet, wird es kein Wiedersehen  geben.


Herr Pfarrer Richter – unter Engeln

Bilddateien geben Zeugnis über das Heranwachsen unserer Kinder, bis sie sie, nur zu bereitwillig, jüngeren Platz machen, die wiederum größer werden…   Allein Kevin ist seit Dokumentationsbeginn dabei und der  Hirtenrolle in der Regel treu geblieben. Seine Kollegen Lisa und Jonas, die Könige Patricia, Leoni und Julia, die Engel Emely, Lisa und Paula sind mit den Jahren hinzugekommen. Sophie und Laura als Maria und Joseph hatten sichtbar Spaß an ihren Rollen. Respekt verdient der Einsatz Christian Frankes, der, mit  24 Jahren, den „Alten“ gab und das Spiel erzählend moderierte.  Textsicherheit und darstellerischen Qualität hatte auch Ramona Karnstedt ihren Anteil. Mit 10/11 Jahren war sie,  als Engel oder Hirte, Zeitzeugin des Amtsantritts.  


Patricia, Leoni, Julia, Sophie, Laura, Lisa, Isabell

Robby Woitke und Armin begeisterten an Orgel und Querflöte. Der impulsiv anbrandende Applaus erstickte im Bewusstsein kirchlicher Verhaltensregeln, wurde jedoch vom  Pfarrer persönlich neu entfacht. Die Zeiten ändern sich.
Nur die Porträts des Pfarrers Richter ließen sich, einmal gemischt, nicht mehr nach Alter sortieren. Das Kirchenrecht ist unerbittlich. So nahm Robby Woitke abschließend das Wort, dankte und überreichte eine Aufnahme vom Angelrevier des zukünftigen Rentners und den Luppenau-Kalender. Dieser soll animieren,  schöne, nicht immer gleich augenfällige Dinge zu erkennen: Auf dem Weg zum See, aber auch rückblickend im Leben.  Ich bin überzeugt, dass die Erkenntnis besonders reich sein wird.


Robby Woitke, Worte des Dankes

„Die Kirche muss im Dorf bleiben“, hörten wir im Eröffnungsgottesdienst, nach zweijährigen Restaurierungsarbeiten, die den Einsturz des Turmes verhindert haben. Der Erhalt des spätgotischen Sakralbaus, der durch jüngst entdeckte ursprüngliche Wandbemalungen die Aufmerksamkeit auf sich zog, ist das eine. Das andere ist, ihn mit Leben zu füllen. Wenn Menschen, ungeachtet ihrer Konfession, dies tun, sich darüberhinaus aktiv beteiligen, werden sie diesem Anliegen gerecht.

 

Hochachtungsvoll,
 I.Bakkal