Luppenau

...........Luppenauer Seniorenweihnachtsfeier 2013
SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Januar 2014
Autor: Ilja Bakkal

Zweimal noch nimmt Emily einen kleinen Anlauf, schlägt ihr Rad und landet sicher auf den Beinen. Danke, wir haben unser Bild auf dem Chip. Die Zugaben waren erforderlich, weniger für das Publikum, was dennoch erfreut war, sondern für den Photographen, der nicht schnell genug vom Fensterbrett herunterkam. Ob sich da wohl der eine im Saal des Löpitzer Schlosses angesichts der akrobatischen Leistung ans Gelenk mit den Reibegeräuschen gefasst und die andere ihrer Nachbarin ein „Das hätte ich auch gekonnt als ich so jung war!“ ins Ohr geraunt hat? Haben wir richtig hingehört? Konjunktiv?


Ein Dankeschön für die Zugabe!

Kann schon sein. Im speziellen Fall. Fragt mal die Oma, was sie gymnastisch so drauf hatte, seinerzeit und was der Großvater im Sportverein…  und beide zusammen in der Tanzschule… und wie viele Lieder sie heute noch im Repertoire haben, jederzeit abrufbar.  
Wie es kommt, dass das reife Publikum bei Darbietungen von Kindern in Verzückung gerät, lässt sich neurophysiologisch erklären.  Das hängt mit dem Nucleus accumbens und seiner Aktivitätssteigerung bei der Wahrnehmung  bestimmter kindlicher Proportionen und Formen zusammen. Es stimmt nicht, dass dieser evolutionsbiologisch wichtige Effekt sich mit dem Kleinkindsalter verliert. Jüngste Ergebnisse in der Attraktivitätsforschung ergaben, dass das Beibehalten dieser Merkmale bis zu einem gewissen Prozentsatz, auch von paarungsbereiten Männern an ihrer in der Regel weiblichen Zielgruppe geschätzt wird, umgekehrt allerdings nicht. Aber hier schweifen wir ab. Die rezitierten, gesungenen und vor allen getanzten Darbietungen  der in Feuerwehr und Jugendclub von Ramona Karnstedt betreuten Kinder und Jugendlichen hätten auch ohne den beschriebenen Bonus gefallen. So war die  vorsorglich   angebrachte Entschuldigung der Ortsbürgermeisterin für zu erwartende Aussetzer in Text und Melodie rückwirkend deplatziert, was Edith Uhlmann umso mehr gefreut  hat.
Das nachfolgende Programm wurde von Personen bestritten, die schonungslos an ihrer Leistung gemessen werden. Es gibt diese Generation, von der man Professionalität erwartet, weil sie die bewertende Milde der Jugend verloren und die des Alters noch nicht erreicht hat. Der Männerchor Schladebach und die Marktfrau Regine aus Landsberg  haben in der Vergangenheit an dieser Stelle Maßstäbe gesetzt.
Nachdem Frau  Pfarrerin Antje Böhme Gelegenheit genommen hatte, sich an ihrem neuen Wirkungsort vorzustellen, der ein Dorf weniger zählt als sie angenommen hatte - es verbleiben noch genug – setzte sie sich an die Orgel und füllte den Saal mit einem stimmlichen Volumen, das einer Kathedrale angemessen gewesen wäre. Mit ihr zusammen machte sich unser Luppenauer Bürger, Peter Zimmermann, mit seinem Waldhorn bekannt, was üblicherweise im Orchestergraben der Oper Halle erklingt. Es dauerte nicht lange, da sangen alle die einschlägigen Weihnachtslieder, womit sie sich nicht nur  in Stimmung brachten,   sondern auch das Abendessen verdienten.  Immerhin hatten sie die Kultur zu einem wesentlichen Teil selbst bestritten und damit geholfen, die finanziell angespannte Situation in diesem Jahr zu kompensieren.   Geselligkeit und Geschichten sind an diesem Dezembertag sicherlich nicht zu kurz gekommen. Wobei hier eine Gruppe von Herren auffiel, die aufgrund ihres Vorlebens und der daraus resultierenden Kenntnis zahlreicher Seemannsknoten nicht immer geradlinig zur Wahrheit findet.
 Zum Ausklang bot Benjamin ein interaktives Programm mit Rentier und Schlitten, das den eingangs erwähnten Hirnkern  zum Glühen brachte. Selbst die Zerstörung des Pappimitates auf Kufen amüsierte allseits.

Wenn man doch noch einmal jung sein könnte.
Ilja Bakkal