Luppenau

..Cancan im Spritzenhaus - Luppenauer Weihnachtsmarkt 2013 -
SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Dezember 2013
Autor: Ilja Bakkal

Der feine Nieselregen hatte dem durch die Illumination des Baumes, der Fenster und Tore des Gerätehauses und des Frido beleuchteten Schlossplatz einen festlichen Glanz verliehen. Doch er trieb die Besucher des Löpitzer Weihnachtsmarktes aus dem anheimelnden  Licht in die Fahrzeughalle. Die Enge machte es nicht leicht, das reichhaltige, teils traditionelle, aber auch völlig neuartige Angebot zu überschauen. Denen jedoch, die rechtzeitig kamen und nicht am Würstchenzelt der Feuerwehr haften blieben, begegnete gleich rechts am Eingang eine Gruppe von  sieben Scheitengeln. Diese etwa 40 Zentimeter hohen Wesen hatten einen Rumpf aus korrekt gehacktem Buchenholz. Der einem Nagel aufsitzende  runde Kopf und die Flügel bestanden aus textilarmiertem Alabaster. Als einzigen Schmuck trugen die durch Schlichtheit und Grazie anrührenden Figuren einen zarten Weidenkranz, bei einigen, fast schon zu viel, mit kleinen Zapfen verziert.  Immerfort musste ich überlegen, was uns der Schöpfer damit sagen will. Ich übersah andere Waren,  kunstvoll gebundene Schleifensterne streiften mir übers Haupt, in dem der Materialmix aus Brennholz und Gipsbinden seine Runden drehte – ist das nur ein ästhetisches Spiel oder steckt eine Ansage dahinter?


Die lauten Anpreisungen des Schirmherren dieses Marktes, der selbst mit zwei weiteren rotzipflig bemützten Vorstandsmitgliedern des Luppenauer Fördervereins einen Glühwein- Düngemittel-Stand betrieb, schafften vorerst Ablenkung: Den Glühwein sollten wir trinken und den Dünger (grüne Flaschen) kaufen, zusätzlich noch an einer Tombola teilnehmen, zum Nutzen des Vereins und der von ihm geförderten Unternehmungen. Das haben wir bis zum Ausklang des Abends in der richtigen Reihenfolge und Bestimmung erledigt. Auch die Plätzchen der Vereinsfrauen, die Schmalzstullen mit Gurken, Kaffee und Stollen sowie der diesbezüglich geeignete Inhalt des Zeltes wurden zweckdienlich verzehrt. Bis zum Schluss, als die älteren Routiniers schon den sonst üblichen Rabatt des stimulierend- aromatischen Heißgetränks abwarteten, verkündete Jörg Uhlmann Preisstabilität, war jedoch bereit, jedem Becher einen grünen Kugelschreiber beizulegen.


Patricia, Leoni, Julia, Sophie, Laura, Lisa, Isabell

Wären die Engel mit einem edel gewachsten und polierten Nussbaumrumpf nicht noch schöner, vor allem splitterfrei,  aber auch haptisch viel anspruchsvoller? Vielleicht soll man sie ja gar nicht so oft anfassen, damit die weißen Flügel nicht kaputtgehen.

„Platz für Ramona  mit  ihrem Ensemble einschließlich Ren und dem Weihnachtsmann!“  Ja, den brauchten sie, denn nachdem Gedichte und Lieder verklungen waren, wirbelten die Beine mitsamt den Röcken in die Luft. Der Cancan endete mit Überschlag, den Emily in einen Spagat ausgleiten ließ  – Applaus!  Aber was machten die zauberhaften 8  jungen Damen von Jugendclub und Feuerwehr  mit dem Weihnachtsmann? Sang der eigentlich mit? Man sah und hörte nichts. Alles Watte. Tanzen konnte er auch nicht, mit Sack und Rute. Beunruhigend war, dass dessen angestammte Besetzung diskret im Publikum stand. An seiner Mütze war zu erkennen, dass er irgendwann einmal übers Meer gefahren, aber heute bestimmt nicht mit dem Schlitten gekommen war.  „Hartmut … Du ziehst dich aber noch um, ja?“ „… alles zu seiner Zeit!“ Und an seinem Ort, sollte man hinzufügen, denn die Bescherung fand im Tannengrün geschmückten Schulungsraum in der oberen Etage statt. Über die Talente dieses naturbärtigen, würdevollen Herren berichtete der Kurier vor zwei Jahren. Der Kampfruf einer Dreijährigen - „Ich will auch was haben !!!“ -  beschädigte das klassische Rollenspiel ein wenig, aber als die Mutter nach mehreren energischen  Versuchen wenigstens ein „Danke“ einzufordern vermochte, war die Kontenance wieder hergestellt.


Die anschließende Märchenlesung fand zwei dauerhaft  aufmerksame Zuhörerinnen.

Nebenan im Frido konnte gebastelt werden. Hierüber wird der Verein Neue Wege Miteinander berichten. Auf dem Klavier standen Produkte der Töpferei Winkler und Bücher, von denen die Krippenspieldokumentation so zahlreich bestellt wurde, dass der exorbitante Preis durch erreichen einer Rabattmarke etwas erträglicher wird.

Inzwischen hatten die Würstchen die dunkelste Färbung erreicht, die noch akzeptiert werden kann. Höllenschwarz aber schmackhaft waren sie vom Rost in eine Kasserolle gerettet worden. Vielleicht hätte man einen Scheitengel am Grill deponieren sollen, damit nichts anbrennt. Jetzt weiß ich, was der Alabaster an Buche uns sagen will. Es geht nicht nur um die Würstchen, ums Brennen schon. Es sind die Hüter der häuslichen Glut. Gutes Holz für weißen Rauch und zarte Braten! Ob die Ortsbürgermeisterin wetterfeste Ausführungen bestellen und hier und da im Dorf  aufstellen lassen möchte?
Dieser Weihnachtsmarkt wird den Luppenauern und ihren Gästen in angenehmer Erinnerung bleiben. Er führt uns mit den nachfolgenden Märkten in Lössen und dem Krippenspiel zum Fest. Wir sehen uns mit all den Räuchermännchen, textilen Handarbeiten und Weihnachtsmännern, die diesmal nicht verkauft wurden, im nächsten Jahr wieder. Dass die Monate bis dahin für alle möglichst angenehm, aber nicht zu schnell vergehen, wünscht Ihnen


I.Bakkal